Bilderbuch Ruppichteroth

Kommentare zum Projekt Stolpersteine Ruppichteroth

Ehrenbürgermeister Ludwig Neuber (Ruppichteroth):

„Wie ich durch die Besuche der jüdischen Familien Gärtner-Tobias, die ich für den Bürgerverein bei ihren Besuchen im Rathaus und in der Gemeinde Ruppichteroth, sowie in Much und Nümbrecht begleitet habe, weiß, ist es ihnen ein großes Anliegen, dass man sich durch „Stolpersteine" nicht nur an die ermordeten jüdischen Mitbürger aus unserer Gemeinde, darunter Vorfahren und viele  Verwandte der Familie Gärtner/Tobias, immer wieder erinnert, sondern dass man gleichzeitig mahnt, dass sich so etwas nie wieder wiederholt“.

Rob Tobias, Connecticut, USA - Großenkel von Hermann Gärtner  

(Deutsche Übersetzung von Daniela Tobias unter dem englischen Text)

On September 24, 1942, at the age of 66, my great grandfather, Hermann Gärtner was murdered in the gas chambers at Auschwitz. Seventy-six years later, the time has come for relatives to be allowed to choose their own way of remembering their dead. I am forever grateful to the students of the Sekundarschule who raised money to sponsor two Stolpersteine and to make the victims visible again so the citizens of Ruppichteroth can deal with their past and include the former Jewish neighbors into the town's history again. I would also like to thank Mr. Eilmes and pastor Neuhaus for their support in raising acceptance for this project. My family experienced the strong sense of responsibility for the past when we twice visited Ruppichteroth, both from Ludwig Neuber and the
current mayor Mario Loskill. I appreciate that both of them will be backing the Stolpersteine project and encourage citizens to please help support our efforts. To those who are still critical about it we ask that they be a little more tolerant. We don't think that Gunter Deming's Stolpersteine should offend anyone, but it's a modest and dignified way to honor the victims.

It would be my great honor to sponsor the Stolperstein for my great grandfather Hermann Gärtner. In 2013, I also arranged a gravestone for my other great grandfather Hermann Tobias who was buried in Cologne in 1940 but had no relatives left who could take care of that. Different from him, Hermann Gärtner has no burial place where I could set up a gravestone. It was not intended by Gunter Demnig but in fact Stolpersteine became a kind of substitute gravestones for those who perished far away from home without a trace. Our family feels a strong sense of responsibility to
Hermann and other family members who perished, and to tell their story. It’s our duty as descendants to tell their history to the next generation. We think a
Stolperstein is an appropriate and meaningful tribute.
Stolpersteine serve as a constant reminder to all of us that we MUST remember that which we would rather forget.
Robert Tobias, Connecticut, June 22, 2018

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Am 24. September 1942 wurde mein Urgroßvater Hermann Gärtner im Alter von 66 Jahren in den Gaskammern von Auschwitz ermordet. 76 Jahre später ist es an der Zeit, den Angehörigen zuzugestehen ihre eigene Form des Gedenkens an ihre Toten zu wählen.Ich bin den Schülern der Sekundarschule auf ewig dankbar, dass sie das Geld für zwei Stolpersteine gesammelt haben, um die Opfer wieder sichtbar zu machen, damit die Bürger von Ruppichteroth sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen und die früheren jüdischen Nachbarn wieder in ihre Stadtgeschichte einbeziehen können. Ich möchte auch Herrn Eilmes und Pastor Neuhaus für ihre Unterstützung danken, indem sie für die Akzeptanz dieses Projekts warben. Meine Familie hat während zweier Besuche in Ruppichteroth das starke Verantwortungsbewusstsein für die Vergangenheit erlebt, sowohl durch Ludwig Neuber wie den aktuellen Bürgermeister Mario Loskill. Ich schätze es sehr, dass sie das Stolpersteinprojekt befürworten und die Bürger ermutigen unsere Bemühungen zu unterstützen.

Diejenigen, die der Sache immer noch kritisch gegenüberstehen, bitten wir etwas toleranter zu sein. Wir glauben nicht, dass Gunter Demnigs Stolpersteine irgendjemanden verärgern sollten, sondern, dass es eine bescheidene und würdige Art ist, um der Opfer zu gedenken.

Für mich wäre es eine große Ehre den Stolperstein für meinen Urgroßvater Hermann Gärtner zu sponsern. 2013 habe ich auch für meinen anderen Urgroßvater Hermann Tobias einen Grabstein auf dem Kölner Friedhof errichtet, wo er 1940 begraben wurde, ohne dass Verwandte sich noch darum hätten kümmern können. Anders als bei ihm gibt es für Hermann Gärtner keine Grabstätte, wo man einen Stein aufstellen könnte.Es war zwar nicht die Absicht von Gunter Demnig, aber tatsächlich wurden Stolpersteine zu einer Art Ersatzgrabstein für diejenigen, die spurlos fern der Heimat umgekommen sind.

Unsere Familie fühlt eine besondere Verantwortung gegenüber Hermann und anderen Angehörigen, die umgekommen sind, ihre Geschichte weiterzutragen. Es ist unsere Pflicht als Nachfahren, der nächsten Generation von ihnen zu erzählen. Wir denken, dass Stolpersteine eine passende und sinnstiftende Art des Gedenkens darstellen. Stolpersteine dienen als ständige Mahnung, dass wir uns an das erinnern MÜSSEN was wir lieber vergessen würden.

Robert Tobias, Connecticut, 22. Juni 2018,

übersetzt von Daniela Tobias

Email von Walter Hess, New York (1931 - 1939: Wilhelmstraße Rupp.), an die Schüler/innen der Sekundarschule Ruppichteroth, nachdem er vom „Projekt Stolpersteine Ruppichteroth" erfahren hat.