Artikel wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung von Erich Schreiber, ergänzt durch weitere Bilder und Kommentare.
Bilder: Alle Bilder in diesem Artikel wurden von Marlies Altwicker und Erich Schreiber zur Verfügung gestellt. Vielen Dank für die Überlassung.
Erich Schreiber schreibt zu Willi Manz:
„In meinem jahrzehntelangen Schaffen als Musiklehrer, Chor- und Orchesterleiter habe ich viele, viele Menschen kennen lernen dürfen (oder eben auch müssen…). Am meisten dabei haben mir immer am Herzen gelegen die jungen Leute, denen ich Musik beibringen konnte und die mir bis heute nahe stehen. Darüber hinaus habe ich mit dem Bröltaler Musikverein und vielen Männer- und gemischten Chören gearbeitet, mit Erfolg wie ich sagen darf. Dass mir als Organist an Sankt Severin dabei der Pfarr-Cäcilien-Chor Ruppichteroth am meisten am Herzen lag, dürfte verständlich sein. Über vierzig Jahre war dabei ein Mann unser Weggefährte, der über herausragendes stimmliches Talent, über Humor, Lebens- und Arbeitsfreude verfügte: Willi Manz. Willis Vater Wilhelm Manz, geboren 1867, stammte aus Stompen in der Gemeinde Much, heiratete Sophia Löbach (geb. 1873) aus Harth und ließ sich in Ruppichteroth am unteren Ende der späteren Wilhelmstraße als Bäckermeister nieder. Willi wurde am 20. März 1910 geboren und hatte noch drei Schwestern.
Er absolvierte die katholische Grundschule und danach die Lehre als Bäcker, auch seine Meisterprüfung machte er und übernahm später den Betrieb des Vaters. Einer seiner besten Freunde von Jugend an war Willi Schwamborn aus Gießelbach.
Durch seine häufigen Besuche dort lernte er auch dessen Schwester Maria (geb. 7. Juli 1919) kennen – nach „angemessener“ Zeit schlossen sie den Bund der Ehe und Maria Manz zog mit in die Backstube nach Ruppichteroth.
Bäckerei Manz 1900 - 1968 | Bäckerei Willi Manz, ca. 1940, im Bild rechts Willi Manz |
Bäckerei Willi Manz ca. 1960.
Willi und Maria Manz bei ihrer Hochzeit.
Sie lebten zusammen mit Willis Schwestern unter einem Dach, bis auch diese das elterliche Haus verließen.
Willi und Maria führten ein fleißiges Leben für ihren Betrieb, ihre Backwaren erfreuten sich – genau wie die Beiden – großer Beliebtheit bei den Döörpern, nur Kinder blieben
ihnen leider versagt.
2 x Maria Manz mit dem Landauer, mit dem das Brot und die anderen Backwaren in den umliegenden Dörfern ausgefahren wurde. Bild ca. 1953.
Willi Manz war aber nicht nur ein Bäcker wie viele andere auch – nein, er hatte eine ganz besondere Begabung, nämlich seine schöne, hohe und kraftvolle Tenorstimme. Man nannte ihn daher auch den „singenden Bäcker des Bröltals“. Musik, Gesang und natürlich Maria bedeuteten ihm ebenso viel wie sein geliebter Beruf in der Backstube.
Sein musikalisches Lebensmotto lautete dann auch:
Immer wenn Musik erklingt,
sie so manches Herz beschwingt.
Doch dem, der sie dann selbst noch macht,
voller Lust die Seele lacht!“
Willi Manz war einer der besten Laien-Tenöre im Bröltal. Als Chorsänger und Solist war er stets ein gefragter Mann – allein 60 Jahre hat er aktiv im Pfarr-Cäcilien-Chor mitgewirkt. Im Jahre 1928 trat er als 18-jähriger dem Chor bei und man wählte ihn im Jahre 1936 zum Schriftführer, der gleichzeitig auch Chronist war. Seine Niederschriften umfassen mehr als 1000 Seiten und belegen damit die Vereinsgeschichte in mehr als 50 Jahren in Wort und Bild – ein bedeutendes Erbe für die Chronik der Kirchen- und Zivilgemeinde.
Der Pfarrcäcilienchor im Jahre 1949: (Willi Manz: links)
Jahrzehntelang wirkte er auch als Mitglied im MGV Hambuchen, einem der besten Männerchöre, wie er hier damals im weiten Umkreis zu finden war. Zu diesem Erfolg hatte Willis gesangliches Können wesentlich beigetragen: die Soli in Stücken wie „…wenn ich ein Glöcklein wär“, das „Ave Maria“ bis hin zur „Post im Walde“ werden seinen Zeitgenossen unvergesslich bleiben. In jener Zeit waren häufige Sängerwettstreite „in“ – man belegte immer einen der vorderen Plätze, wenn man nicht gar als Sieger hervorging.
Der Männergesangverein Hambuchen: (Willi Manz: Mitte hinten)
Nach Beendigung seiner Tätigkeit als Bäcker lieh er auch dem MGV Huwil seine Stimme – einem ebenfalls sehr guten Männerchor. Hier überschnitten sich teilweise die Mitgliedschaften zum MGV Hambuchen, weil eben viele Hambuchener bei der Firma Huwil-Werke beschäftigt waren. Natürlich hat er sein Können auch im Chor der Bäcker-Innung Rhein-Sieg eingebracht – zweitweise sang er im damals bekannten „Fischer-Doppelquartett“:
Das Fischer-Doppelquartett: v. l.: F. Ottersbach, W. Manz, P. Ottersbach, J. Schiefen, F. Fischer, W. Ottersbach, P. Hänscheid, P. Holschbach.
(Ergänzung von Wolfgang Eilmes: Das Fischer-Doppelquartett war in den 40er und 50er Jahren eine qualitativ hochwertige und sehr angesehene Gesangsgruppe unter Leitung von Felix
Fischer, der an der Bonner Oper als Sänger tätig war. Felix Fischer lebte mit seiner Familie in diesen Jahren in Ruppichteroth (im heutigen Haus Kaltenbach). Mit Wegzug der Familie nach Bonn Mitte der 50er Jahre erloschen auch die Aktivitäten des Fischer-Doppelquartetts)
Opernsänger Felix Fischer und Willi Manz.
Die Familie von Felix Fischer, die damals im heutigen Haus Kaltenbach wohnte. Im Bild: Felix Fischer mit Tochter Barbara auf dem Schoß und Ehefrau Anni, Töchter Christa und Mira, Sohn Heinz-Georg,
Oma Jenna Roland. Nicht auf dem Bild: Sohn Klaus Fischer.
Zu diesem Bild schreibt Helmut Zimmermann am 20.7.2012 aus Berlin:
bezüglich der Familie Fischer, die nach dem Krieg in dem Haus der Kaltenbachs wohnten folgendes.: Da wir vom Sommer 1945 durch die Belgier aus unserem Haus ausziehen mußten, wohnte ich mit meiner Mutter und meiner Schwester auch in diesem Haus auf einem Zimmer. Die Familie Fischer wohnte uns gegenüber auf 2 Zimmer. Sie hatten auch einen Sohn namens
"Klaus" Die alte Dame auf dem Bild war die Mutter von Frau Fischer, und von Leo Roland. Frau Fischer war also eine geborene Roland."