Bilderbuch Ruppichteroth
Faktencheck 2: Das Ende des jüdischen Lebens in Ruppichteroth

Der letzte Satz der 2019 angebrachten Tafel an der ehemaligen Synagoge lautet: „Mit der Deportation der letzten Juden aus Ruppichteroth im Jahre 1942 endeten jüdisches Leben und jüdische Kultur in den Grenzen der Gemeinde".

Es ist richtig, dass 1942 die letzten offiziell gemeldeten Juden aus Ruppichteroth deportiert wurden.

Es ist aus Sicht von bilderbuch-ruppichteroth.de jedoch unrichtig, dass damit das jüdische Leben in Ruppichteroth endete.

Unbedingt erwähnt werden muss aus unserer Sicht auch das Schicksal der jüdischen Familie Bendix, die bis 1944 in Köln lebte, wo Vater Erich, Mutter Elisabeth und Sohn Max (Mecki) am 3.3.1943 in ein sogenanntes Judenhaus eingewiesen wurden. Die Familie konnte nur durch die Flucht zu einem Bekannten nach Ruppichteroth/Ortsteil Heide am 10.9.1944 der Deportation in die Konzentrationslager entgehen. Bis zum Eintreffen der Amerikaner in Ruppichteroth versteckte sich die Familie in Heide. Laut Schreiben des Amtes Ruppichteroth wurde der Ort Heide „am 8.4.1945 von amerikanischen Truppen besetzt. Am 12.4.1945 wurde Erich Bendix dem Machtbereich der nationalsozialistischen Staaten entzogen, da mit diesem Zeitpunkt das Aufhören der Kämpfe der Amerikaner, die den Ort besetzt hielten, feststand."
Nach Kriegsende zog die Fam. Bendix in das ehemalige Haus der jüdischen Familie Hess (Wilhelmstraße 17). Hier betrieb Erich Bendix ein Steuerberatungsbüro bis 1956. Weiterhin war er als Treuhänder für die überlebenden Familien der früheren jüdischen Mitbürger nicht nur aus Ruppichteroth, sondern auch aus dem gesamten Sieg-Kreis und darüber hinaus tätig. Er vertrat die früheren Mitbürger, die u.a. in die USA, nach Kanada oder nach Südamerika geflohen waren bei ihren Wiedergutmachungsverfahren gegenüber dem neugegründeten deutschen Staat.

Erich Bendix versuchte in den Jahren nach dem Krieg, jüdisches Leben und und jüdische Kultur für die überlebenden Juden im Siegkreis in Ruppichteroth fortzuführen. Karl Schröder schrieb dazu im Jahr 2006: „1947 wurde … das Haus in der Wilhelmstraße Nr. 17, Bethaus für die überlebenden Juden des Siegkreises.  Es waren damals noch 20, die aus der großen Zahl von 664 des Jahres 1933 übriggeblieben waren. Vorsitzender dieser kleinen Gemeinde war der Treuhänder und Steuerberater Erich Bendix....." (Karl Schröder 2006, in Jahresheft 2005/2006 des Bürgervereins Ruppichteroth).
Fotos, die bilderbuch-ruppichteroth.de erst im Jahre 2020 zur Verfügung gestellt wurden, zeigen eine Tafel am damaligen Haus Bendix, die darufhinweist, dass sich hier in diesen Jahren die Zentrale der „Synagogengemeinde Siegkreis"  befand.
Erich Bendix lebte und arbeitete in Ruppichteroth bis 1956, als die Fam. zurück nach Köln zog.

Unter diesem Link finden Sie die ausführliche Darstellung des Schicksals der Familie Bendix.

zum Faktencheck 3 - Der Ablauf der Brandstiftung