Hier eine Auswahl von Lageberichten/Briefen von Bürgermeister Manner zum Thema „Einrichtung einer jüdischen Jugendherberge im Bröltalheim in Schönenberg":
Juni 1934
Das Bröltalheim (alt.: Bröltalhaus) in Schönenberg … steht im Eigentum der jüdi¬schen Wohlfahrtsorganisation, die den Namen „Rheinland- und Moriah- Loge“ trägt und ihren Sitz in Köln hat ... Man beabsichtigt, das Heim mit ca. 20 Judenjungen zu belegen, die in der Landwirtschaft umgeschult werden sollen, um in ihrem Heimatlande Palästina,wohin die Gesellschaft ja gehört, Ackerbau und Viehzucht zu treiben. Die Burschen sollen bei Bauern im hiesigen Bezirk die Landwirtschaft erlernen und im Heim wohnen, woher dieselben auch verpflegt werden. Ich glaube, wir haben in Ruppichteroth gerade genug Juden und können auf diesen Zuwachs recht wohl verzichten. Es besteht m. E. unter solchen Umständen sogar die große Gefahr, dass unsere Rasse noch von minderwertigem Blut vermischt wird, wobei ich an evtl. Beischlaf und Zeugung denke. Die Folge wäre unter solchen Umständen trotz der Schmach, dass die Gemeinde für evtl. Bastarde ihr gutes deutsches Geld, was wir besser für unsere Volksgenossen verwenden können, auch blechen müsste.
Januar 1935
Den in Ruppichteroth wohnhaften Juden scheint es wirtschaftlich schlecht zu gehen, da die Viehhandelsgeschäfte stark abgenommen haben. Es wäre zu wünschen, dass das in jüdischen Händen befindliche Bröltalheim in Schönenberg nicht mehr für Kurse von Judenvereinigungen benutzt werden dürfte; denn wenn sich in diesem Heim so etwa 50 Judenjünglinge und -mädels aufhalten, wird die Gesellschaft zur Landplage.
16. März: Brief von Bürgermeister Manner an den Reichs- und Preussischen Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung:… In den Frühjahrs- und Sommermonaten war das Haus von jüdischen Jünglingen und Mädchen turnusweise belegt, auch war schon mal eine Belegung alter Judenweiber dazwischen. … Die Arroganz und das ganze Verhalten dieser Juden hat manchmal zu Ärgernis Anlass gegeben. In der benachbarten Ortschaft Ruppichteroth sind jüdische Familien mit einer Kopfzahl von 40 Personen ansässig, sodass die hiesige Gegend schon reichlich mit Söhnen Israels gesegnet ist. Man würde nach den gemachten Erfahrungen in der Bevölkerung es nicht verstehen, dass zu dem vorhandenen Segen noch eine jüdische Jugendherberge aufgemacht würde. Ich glaube aber auch, dass durch eine solche Massnahme Komplikationen hervorgerufen würden, sodass ich hierin eine Gefahr für die öffentliche Ruhe und Ordnung erblicken müsste. Ich muss mich daher strikt gegen die Einrichtung einer jüdischen Jugendherberge in Schönenberg aussprechen. Der Ortsgruppenleiter der NSDAP vertritt in dieser Frage denselben Standpunkt wie ich.
27. Mai 1935
… Ferner erlaube ich mir zu erwähnen, dass der hiesige Bezirk in wirtschaftlicher Hinsicht auf den Fremdenverkehr angewiesen ist. Dieser ist durch den Aufenthalt von deutschen Volksgenossen im Aufstieg begriffen, würde aber m. E. durch den Aufenthalt der anderen Rasse im Bezirk einen empfindlichen Rückschlag erleiden, da der Erholungssuchende in einem von Juden überlaufenen Bezirk sich nicht wohl fühlen dürfte und diesen Bezirk meiden wird. Ich halte es auch nicht für angebracht, dass man der jüdischen Rasse die landschaftlich hervorragenden Gegenden zu ihrer Erholung zur Verfügung stellt und dass unsere eigenen Volksgenossen sich mit minder schönen Gebieten begnügen sollen. …
Juni 1935
Die Polizeiorgane haben schärfste Anweisung, die Juden dauernd zu beobachten. Das im Eigentum der Juden stehende Bröltalheim soll in eine jüdische Jugendherberge umgewandelt werden. Dies muss unter allen Umständen verhindert werden.
6. August 1935
… so müsste ich mich pflichtgemäss … gegen die Umwandlung des Bröltalheimes in eine jüdische Jugendherberge aussprechen, da im Falle Umwandlung, entsprechend der gereizten Stimmung in der Bevölkerung des Bezirks gegen die Juden, die öffentliche Ordnung gefährdet sei … zumal ich im Jahre 1932 auf der Rückkehr von einer Besichtigung persönlich Zeuge davon gewesen sei, wie eine Bande von ca. 15 Judenjünglingen, mit Schwimmhosen bekleidet, über die Bröltalstrasse spazierte, und ich mich genötigt sah, meinen polizeilichen Anordnungen mit einem Eichenknüppel Respekt zu verschaffen.
22. August 1935
… Sofern noch weitere jüdische Jugendherbergen in dem landschaftlich hervorragenden Siegkreise eingerichtet werden, wird der Fremdenverkehr in diesen Gebieten eine starke Einbusse erleiden, da der deutsche Mann sich nicht in einem jüdischen Eldorado wohl fühlen kann. …