Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet in seiner Rhein-Sieg-Ausgabe vom 26./27.Mai 2012 auf einer ganzen Seite über die Bröltalbahn: „Kaum langsamer als der Bus heute". Dort finden Sie auch weitere Fotos der Bahn.
Eine der ersten Loks der Bröltalbahn: Nr. 5.
bis 1862 war Ruppichteroth von der „Außenwelt“ weitgehend abgeschnitten. Es gab keine Brölstraße, nein, nicht einmal einen Weg durch das Bröltal. Wer von Ruppichteroth – wozu auch immer – in die Region Hennef, Siegburg, Bonn oder Köln fahren wollte (wer wollte damals schon nach Waldbröl oder Gummersbach ?), der musste den unbefestigten Weg nach Altenherfen und von dort aus den ebenfalls unbefestigten Weg über die Höhen der Nutscheid nach Schneppe und weiter nach Allner nehmen. Dieser Weg war zu dieser Zeit „in einem miserablen Zustand und bei feuchtem Wetter unpassierbar“ (Schröder 2006). Um die Abwanderung aus der Gegend zu stoppen (ca. 300 Personen wanderten jährlich aus wirtschaftlichen Gründen in andere Regionen, z. B. Wuppertal , ab), setzte sich der damalige Bürgermeister Schäfer gegen viele Widerstände (vor allem aus den Nachbargemeinden) durch und erreichte die Genehmigung zum Bau der Brölstraße, dem nur 2 Jahre später der Bau der Bahnstrecke für die Bröltalbahn folgte.
Und auch, wenn die Bröltalbahn nicht – wie gelegentlich zu hören oder zu lesen ist – die älteste deutsche Schmalspurbahn war (Schmalspurstrecken mit einer Weite von 30 preußischen Zoll (=785 mm) wurden in Oberschlesien schon ab 1851 als Pferdebahnen betrieben), so ist ihre Geschichte doch von so großer Bedeutung für das gesamte Bröltal, dass sie es wert ist, auch hier noch einmal aufgezeigt zu werden.
15.9.1862 | Fertigstellung der Brölstraße (bis Ruppichteroth) |
1.4.1864 | Nachdem an diesem Tage die Fertigstellung der Brölstraße von Hennef – Waldbröl durch Mitteilung im Amtsblatt offiziell bekannt gegeben wurde, wurden an den „Hebestellen“ in Bröl, Schönenberg und Ziegenharth Mautgebühren für die Benutzung der Brölstraße erhoben. Die wirtschaftliche Bedeutung der neuen Straße lag darin, dass sie nun den billigeren und schnelleren Transport von Kalk, der nicht nur zum Hausbau, sondern vor allem als Düngemittel in der Landwirtschaft benutzt wurde, aus den Kalkwerken in Ruppichteroth, Herrenbröl, Schönenberg und Hänscheid (Benz 2011) in die Region Hennef/Siegburg/Bonn ermöglichte. Dies galt in gleicher Weise für den Abtransport der in den Ruppichterother Gruben gewonnenen Eisenerze. Beide Industrien (Kalk- und Eisenerzindustrie) hatten durch die neue Straße einen weiteren Vorteil durch die günstigere und schnellere Heranschaffung der für die Verarbeitung benötigten Steinkohle vom Rhein. Als einige Ruppichterother am 20.9.1859 Zeugen der ersten Fahrt der Lokomotive der Köln-Gießener Eisenbahn im Siegtal wurden, kam auch im Bröltal die Idee auf, entlang der neu gebauten Brölstraße zumindest eine Pferde-Eisenbahn von Hennef nach Ruppichteroth zu bauen, um die oben genannten wirtschaftlichen Vorteile, die man durch den Bau der Brölstraße tatsächlich erreicht hatte, nochmals zu verbessern (d.h. schneller und preiswerter zu sein als bisher). |
Die Geschichte der Bröltalbahn
2.6.1860 | Umgehend erfolgte die Gründung einer Aktien-Kommandit-Gesellschaft zum Bau der Pferdebahn. Treibende Kraft dieser Gesellschaft war Friedlieb Gustorff, ein einflußreicher Mann der Friedrich-Wilhelmshütte bei Siegburg,die in Ruppichteroth Eisenerz förderte. |
30.11.1860 | Amtliche Genehmigung zum Bau der Eisenbahn wurde erteilt. |
27.5.1862 | Fertigstellung der Strecke von Hennef nach Schönenberg und von dort eine Abzweigung von 2,4 km ins Saurenbachtal zu den dortigen Erzgruben. Die ersten von Pferden gezogenen Wagen rollten talabwärts nach Hennef. |
Quelle: Ruppichteroth im Bild der Zeit, Hrsg. Harry Hendricks, 1982.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Verlages Franz Schmitt, Siegburg.
Fahrtzeiten:
Hennef – Schönenberg: 5,5 Stunden
Schönenberg – Hennef: 4 Stunden
"Bereits der Hüttenverein hatte berechnet, dass für einen wirtschaftlichen Betrieb 80 beladene Wagen pro Tag zu versenden sind. Ein Pferd zog maximal 2 leere Wagen bergauf. Die Bröltaler Gemeinden genehmigten der Bahn jedoch nur 6 Pferde". (Steimel 2009)
Ende 1862 | Fertigstellung der Strecke Schönenberg - Ruppichteroth. |
Anfang 1863 | Da sich der Pferdebetrieb als wenig effektiv erwies, wurde erstmals testweise eine Dampflok eingesetzt. Die zahlreichen und zum Teil heftigen Proteste der Ruppichterother, sogar ihrer Gemeindevertreter, wegen des „furchtbaren Geräusches“ der Bahn, die „Vieh und Pferde scheu“ mache, konnten die Entwicklung jedoch nur bremsen, aber nicht aufhalten. Zur Beruhigung der Gemüter ordnete die Bezirksregierung an, dass „bei der Fahrt durch Ortschaften, unübersichtliche Kurven und über Brücken zur Warnung ein Mann vor dem Zug hergehen sollte“ (Wurtscheid 1978). Außerdem fuhr in den ersten Monaten in jedem Zug ein Polizeikommissar mit, der jedes Scheuen von Tieren auf und in unmittelbarer Nähe der Straße notieren mußte. Da es aber entgegen der Erwartungen nicht zu größeren Unglücken oder Unfällen kam, erteilte die Bezirksregierung schließlich die endgültige Genehmigung zum Betrieb von Dampfloks. |
5.4.1863 | Offizieller Beginn des Dampfbetriebes auf der Strecke Hennef – Ruppichteroth. |
1864 | Zu Beginn des Einsatzes der Dampflok wurde mit 28700 t fast siebenmal so viel talabwärts als aufwärts (4200 t) transportiert (= mehr „Export“ als „Import“) |
6.9.1870 | Eröffnung der Verlängerungsstrecke Ruppichteroth – Waldbröl (nur Gütertransport). |
16.9.1872 | Offizieller Beginn des Personenverkehrs Ruppichteroth – Waldbröl Personenwagen wurden an die Güterzüge angehängt (Gemischtzüge) |
Entwicklung der Fahrgastzahlen: Diagramm: W. Eilmes, 2012 - Zahlen: Wurtscheid 1978 | |
1.7.1873 | Aufgrund des Erfolges des Personentransportes wurde dieser nun auf die Gesamtstrecke Hennef Waldbröl ausgedehnt. |
In den Folgejahren wurde Ruppichteroth ein beliebtes Fremdenverkehrsziel, vor allem für Erholungssuchende aus der Region Köln/Düsseldorf. Das Bröltal wurde damals sogar im bis heute
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1875 | Verschiebung des Beförderungsschwerpunktes: täglich 3 reine Personenzüge, 1 reiner Güterzug |
Schon ab Mitte der 1860er Jahre ging der Erzabbbau in den Ruppichterother Gruben drastisch zurück, da die Qualität des Eisenerzes im Vergleich zu den Gruben im Siegerland deutlich geringer war und da die Gruben sich als wenig ergiebig erwiesen: „Die, insbesondere für Grube „Sperber“ errechneten Erzreserven erwiesen sich schon bald als utopisch, und schneller als erwartet, hatte alle Bergbauherrlichkeit bei Ruppichteroth ihr Ende gefunden“ (Benz, 2000). Für die Bröltalbahn bedeutete dies, dass als erstes die Ursprungsstrecke Schönenberg – Saurenbachtal aufgegeben wurde, deren Trasse jedoch heute noch zu erkennen ist. | |
1881 | Talaufwärts wurden 19 000 t Güter transportiert, talabwärts 13 000 t (= mehr „Import“ als „Export“, vgl. Veränderungen zu 1864). |
1883 | Die Brölthaler Eisenbahn erweiterte ihr Schmalspurnetz um die Strecken: |
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