Bilderbuch Ruppichteroth

Hatte Frau Schroeder (KStA) mit ihrem Kommentar 2018 über die aus ihrer Sicht unzureichende Aufarbeitung der „dunklen Seiten" der Ruppichterother Geschichte vielleicht doch - oder teilweise - recht?

Offene Fragen zur Ruppichterother Geschichte

Als Betreiber der lokal-historischen Webseite www.bilderbuch-rupppichteroth.de , als ehrenamtlicher Mitarbeiter im Archiv der Gemeinde Ruppichteroth, bei Führungen oder Vorträgen werden dem Autor dieser Zeilen oft Fragen zu lokalen Ereignissen oder Gegebenheiten gestellt, bei denen mancher sich wundert, warum man diese nicht schon früher gestellt hat. Beim Versuch solche Fragen zu beantworten, stößt man dabei gelegentlich nicht direkt auf Antworten sondern auf weitere Fragen.

Wie beim Start von bilderbuch-ruppichteroth.de im Jahre 2010 ist es auch heute noch das zentrale Anliegen dieser Webseite, die Geschichte der Gemeinde Ruppichteroth in möglichst vielen Bereichen zu dokumentieren, zu illustrieren und zu versuchen, die beschriebenen Entwicklungen zu erklären, so wie dies vor Jahrzehnten der unvergessene Karl Schröder und der Pfarrer und Herausgeber Harry Hendricks mit zahlreichen Co-Autoren gemacht haben.
Auf dieser Seite habe ich unten einige der in den letzten Jahren gestellten Fragen aufgeführt. Zu einigen Fragen habe ich durch meine Recherchen in den vergangenen Jahren Antworten oder Teilantworten gefunden, bei anderen suche ich immer noch.

Da die unten angeführten Themenbereiche und Fragen zum größten Teil im Bereich der Verantwortung der politischen Vertreter/innen unserer Gemeinde liegen, habe ich sowohl Bürgermeister Loskill als auch die Fraktionsvorsitzenden der im Rat der Gemeinde vertretenen Parteien angeschrieben und um Mithilfe bei der Beantwortung der Fragen gebeten.

Ende Oktober 2023 werde ich meine Rechercheergebnisse hier veröffentlichen.

Den 2018 von Frau Annette Schroeder im Kölner Stadt-Anzeiger und in der Kölnischen Rundschau veröffentlichten kritischen Kommentar habe ich zum Ausgangspunkt dieser Ausführungen erneut angefügt. Die von Frau Schroeder damals kritisierte unzureichende Aufarbeitung der jüdischen Geschichte von Ruppichteroth haben wir in den letzten Jahren mit großer Unterstützung der politisch Verantwortlichen (Gemeinderat, Bürgermeister) und der Bevölkerung u.a. im Rahmen der Aktion Stolpersteine - inzwischen wurden 31 Stolpersteine in Ruppichteroth verlegt - und diversen anderen Veranstaltungen, Veröffentlichungen und Filmen sowie durch Besuche der Nachfahren von ermordeten bzw. vertriebenen ehemaligen Ruppichterother Mitbürgern aus den USA und aus Schweden intensiv und erfolgreich betrieben, noch offene Fragen werden hoffentlich geklärt werden, um eine würdige Erinnerungskultur fortsetzen zu können.

Vielleicht/hoffentlich ist dies auch bei den unten angesprochenen Themen möglich.
Warum eine solche Erinnerungskultur gerade heute notwendig ist, habe ich schon 2019 ausführlich am Beispiel der Stolpersteine erklärt: WARUM und WARUM JETZT ?  Insbesondere Bürgermeister Loskill und Ehrenbürgermeister Neuber haben die Bedeutung dieser Erinnerungskultur in ihren Ansprachen bei verschiedenen Gelegenheit immer wieder hervorgehoben, zuletzt noch am 3.6.2023:
Ansprachen im Rahmen der Stolpersteinverlegung 2023

Wenn Sie bei der Beantwortung der unten angegebenen Fragen helfen können und möchten, melden Sie sich bitte per email unter eilmes@contours.de oder telefonisch unter 02295-6315.

Wolfgang Eilmes, 01.08.2023

„Lügen haben kurze Beine" (dt. Sprichwort) - Legenden manchmal etwas längere

Wie wichtig die weitere Aufarbeitung der Geschichte auch heute noch ist, wurde noch vor wenigen Jahren am Beispiel der Geschichte der Synagoge deutlich:

Etwa 80 Jahre lang hielt sich in Ruppichteroth die Geschichte, dass es der Ruppichterother Feuerwehr und ihrem Wehrführer zu verdanken sei, dass die ehemalige Synagoge den Brand vom 10.11.1938  überstanden hat. Noch 2019 wurde diese Geschichte zusammen mit weiteren historischen Fehlern auf der inzwischen ersetzten Tafel an der ehemaligen Synagoge trotz vorheriger Hinweise auf die Fehler dokumentiert.
bilderbuch-ruppichteroth.de hat die historisch korrekte Geschichte des Synagogenbrandes von 1938 mit den historischen Belegen hier und auf der aktuellen Tafel an der ehem. Synagoge aufgezeigt.

Die inhaltlich fehlerhafte Tafel wurde im Rahmen eines Pressetermins (s. Bild links) mit Bürgermeister Loskill, Schulvertreterinnen, Vertretern des Bürgervereins Ruppichteroth, Vertreterinnen des Kreisarchivs und eines Bundestagsabgeordneten enthüllt.
Etwa ein Jahr später wurde die Tafel auf Anordnung von Bürgermeister Loskill wieder entfernt, diesmal ohne öffentliche Beteiligung oder Information.

Offene Fragen zur Ruppichterother Geschichte:

1. Ehrengalerie der Bürgermeister im Rathaus - warum fehlt ein Bild?

Im Rathaus gibt es neben dem Eingang zum Ratssaal die Ehrengalerie der ehemaligen Bürgermeister bzw. Gemeindedirektoren, beginnend links mit Bürgermeister Franz Schäfer und endend rechts mit Hartmut Drawz.

Bis vor etwa 2 Jahren hing dort auch noch das Bild von Bürgermeister Hubert Manner (1922 - 1945). Da die benachbarten Bilder des Vorgängers Graf Friedrich von Nesselrode  und des Nachfolgers Johann Herchenbach nach Abnahme des Bildes von Nazi-Bürgermeister Hubert Manner zusammengeschoben wurden, bemerkt/e wohl kaum jemand das Fehlen dieses Bildes.

bilderbuch-ruppichteroth.de stellt nun die Fragen:

Warum fehlt das Bild von Bürgermeister Hubert Manner ?
Wer hat die Entscheidung über die Entfernung des Bildes getroffen?
Wurde die Entscheidung öffentlich diskutiert?
Wo ist das Bild heute?

Anm.: es befindet sich nicht im Archiv der Gemeinde.

Es geht hier nicht nur um das Für oder Wider des Bildes innerhalb der Ehrengalerie. Nazi-Bürgermeister gab es auch in anderen Gemeinden. Meist gab es dort jedoch eine öffentliche Diskussion, ob man die Bilder dieser Personen auch in einer Ahnengalerie belassen sollte oder eben nicht.
Nach Informationen von bilderbuch-ruppichteroth.de gab es eine solche Diskussion in Ruppichteroth nicht, zumindest nicht öffentlich. Vielleicht sind diese Zeilen ein Anstoß dazu, diese Diskussion auch in Ruppichteroth öffentlich zu führen.

2. Tafeln am Ehrenmal

Bei Führungen zur Ruppichterother Geschichte besucht der Autor dieser Zeilen auch gelegentlich (je nach Thema der Führung) das Ehrenmal an der Brölstraße. Die Geschichte des Ehrenmals und seiner verschiedenen Tafeln finden Sie unter „Das Ehrenmal an der Brölstraße".
5 der 6 Tafeln sind selbsterklärend.
Bei der nebenstehenden Tafel - die zu den im Jahr 2022 erneuerten Tafeln zählt - tauchen bei den Führungsteilnehmer/n/innen  jedoch regelmäßig Fragen auf wie z. B.

Woran soll diese Tafel erinnern ?
Wann wurde die erste (inzwischen ersetzte) Tafel angebracht ?
Von wem wurde sie angebracht bzw. von wem wurde die Anbringung beschlossen ?
Warum wird hier das Bröltal erwähnt ?

Es ist sicherlich ungewöhnlich, dass hierzu am Ehrenmal keine Informationen angebracht sind.
Vielleicht kann jemand Informationen hierzu geben. Bitte melden.

Vielleicht kann auch jemand erklären, warum einige der Tafeln in silber, andere in bräunlichem Ton erstellt wurden. Diese Frage wird bei jedem Besuch des Ehrenmals gestellt.

3. Benennung/Umbenennung von Straßen oder Plätzen zur Erinnerung an die lokale Geschichte

Frau Schroeder weist in ihrem Kommentar von 2018 auf die im Jahr 2017 auf Antrag der SPD-Fraktion erfolgte Umbenennung des Kreisels neben der ehemaligen Synagoge hin: „Dass der Kreisverkehr in unmittelbarer Nähe in „Platz an der Synagoge" umbenannt wurde, ist eine Geste, freilich eine halbherzige: Postalisch ist dieses Areal nämlich nicht existent. Kein Anwohner musste dafür seine Adresse ändern - ein Gedenken - ein Gedenken, das keinem wehtut und wenig kostet."
Nach Recherchen von bilderbuch-ruppichteroth.de hat es schon vor Jahrzehnten (offensichtlich erfolglose) Überlegungen zur Benennung  einer Straße zur Erinnerung an die jüdische Geschichte in Ruppichteroth gegeben.
2021 haben sich auf Anregung von bilderbuch-ruppichteroth.de Bürgermeister Loskill und Vertreter der im Rat vertretenen Parteien im Rathaus getroffen und über die Umbenennung der aus Sicht von bilderbuch-ruppichteroth.de nur wenig geglückten Bezeichnung  „Platz an der Synagoge" gesprochen (es sollte u. E. zumindest inhaltich korrekt „Platz an der ehem. Synagoge" heißen, denn als die Synagoge noch ihre Funktion hatte (bis 10.11.1938) gab es dort keinen Platz, sondern lediglich eine Kreuzung). Angedacht war die Erinnerung an einen auch um die Ruppichterother Geschichte besonders verdienten jüdischen Mitbürger. Alle Teilnehmer dieser Besprechung waren sich einig, dass der Vorschlag umgesetzt werden sollte. Warum dies heute (ca. 2 Jahre später) nicht einmal mehr diskutiert wird, werde ich Ihnen voraussichtlich im Februar 2024 im Rahmen der Veröffentlichung meiner Rechercheergebnisse mitteilen, vielleicht/hoffentlich mit Erklärungen der dafür zuständigen Stellen.