Bilderbuch Ruppichteroth

Korrespondenz zwischen Karl Schröder (Ruppichteroth) und Leo Baer (New York) (1975 - 1980)

Zwischen 1975 und 1980 haben der Ruppichterother Heimatforscher Karl Schröder (1935 - 2015) und der gebürtige Nümbrechter Leo Baer (1918 - 2016), der nach seiner Flucht 1935  in New York lebte und immer wieder Nümbrecht besuchte, eine Reihe von Briefen zum Thema „Jüdisches Leben in Nümbrecht" ausgetauscht. Erstmals veröffentlichen wir hier einige dieser Dokumente. (Quelle: bilderbuch-ruppichteroth.de (Nachlass Karl Schröder))

Karl Schröder - Leo Baer - Fragen und Antworten

Zum Zwecke der besseren Lesbarkeit auf dieser Seite habe ich die Fragen von Karl Schröder (K.S.) und die Antworten von Leo Baer (L.B.) bzw. seiner Cousine Mrs. Lever (geb. Kaete Baer) (K.L.)  hierhin übertragen. Die Originalantworten finden Sie unten.
1.    (K.S.) : Wieviel jüdische Einwohner (oder Familien) lebten 1933 in der Gemeinde Nümbrecht?
(L.B.): 1933 lebte ich noch in Nuembrecht und ging in Waldbroel auf die Hollenberg Schule . Erst besuchte ich zu Ostern 1933 die Oberreal-Schule zu Gummersbach (Untersekunda); jedoch fand ich nach einigen Monaten schnell heraus,von wo der Wind wehte . Da kein Studium moeglich erschien,transferierte ich kurz entschlossen nach Waldbroel um dort mit dem "Einjaehrig abzuschliessen .
Zu dieser Zeit wohnten 4 juedische Familien in Nuembrecht ..... 16 Personen
Familie Julius Baer    5 Personen    
Familie Wwe.Louis Herz 4 Personen
Familie Eugen Goldbach 3 Personen    
Familie Wwe.Heinrich Baer 3 Personen (meine Familie)
Frl. Netta Mayer (spaeter im Engelstift verstorben )
(K.L.):  4 Familien

2.    (K.S.) : Wieviel jüdische Bürger der Gemeinde Nümbrecht sind während des Krieges umgekommen?
(L.B.): 10 (zehn) Personen
(K.L.):  10 Bürger

3.    (K.S.) : Wann, durch wen und wohin wurden sie deportiert?
(L.B.): Der damalige Buergermeister,Heinrich Faulenbach, veranlasste die Deportation; wahrscheinlich um 1940 . Wie man mir spaeter erzaehlte, wurden die Leute von Plutte aus Bohnekamp mit einem Leiterwagen nach Wiehl zur Bahn gebracht und von dort aus nach Koeln.
(K.L.):  Zunächst wurden sie nach Köln in ein Sammellager transportiert u. von dort – so viel ich weiß, nach den Orten in die Gaskammern.

4.    (K.S.) : Wo stand in Nümbrecht die Synagoge?
(L.B.): In der Naehe des evangelischen Vereinshauses—-gegenueber dem Hause der Familie Friederichs .
(K.L.): In der Mitte des Ortes

5.    (K.S.) : Wo lag der jüdische Friedhof?
(L.B.): In der Eckenbach ; ist noch teilweise erhalten oder wieder hergerichtet .
Mein Vater , Heinrich Baer ,ist dort begraben (1926 verstorben)
Beim Einmarsch,im Jahre 1945 (April) hoerte ich, dass einige der Grabsteine von den Behoerden beim Bau des Nuembrechter Kriegerdenkmal’s verwendet wurden Letzteres ist Hoerensagen;ich konnte keine Tatsachen mehr feststellen.
(K.L.):  Etwas abgelegen vom Dorfe, fast neben dem evangelischen Friedhof.

6.    (K.S.) : Wann und durch wen wurde die Synagoge zerstört?
(L.B.): Zwangsverkauft nach 1938 and die Gemeinde Nuembrecht,die sie abreissen liess um die enge Strasse zu erweitern (Schulstrasse)
(K.L.):  Sie wurde zwangsverkauft u. dann abgerissen.

7.    (K.S.) : Was passierte mit den Nümbrechter Juden während der sog. „Kristallnacht“?(L.B.): Meine Mutter und Bruder nebst Familie kamen 4 Monate vor der "Kristallnacht" hier an. Frau LeVer hat die Ergeignisse beschrieben , da sie hoechst¬wahrscheinlich noch zu dieser Zeit in Deutschland lebte.
(K.L.):  Fenster, Inneneinrichtungen so wie Möbel u. andere Sachen wurden zerstört. Man wurde mit Steinen beworfen und alle Männer verhaftet.

8.    (K.S.) : Wo besuchten die Waldbröler Juden die Synagoge?
(L.B.): Meistens in Nuembrecht ...ab und zu jedoch auch in Ruppichteroth .
(K.S.) : Alle Waldbröler kamen zur Synagoge in Nümbrecht.

9.    (K.S.) : Gab es im Raum Gummersbach Juden?
(L.B.): Zwei (2) juedischen Familien lebten im Raume Gummersbach.
Loewenstein’s ( 4koepfige Familie) die ein Konfektionshaus in Gummersbach hatten und Herr Feybusch (im Papier geschaeft)
(K.L.): Eine Familie in Nümbrecht

10.    (K.S.) : Hatten Sie Kontakt zum jüdischen Übernachtungsheim in Schönenberg bei Ruppichteroth? Dort hielten sich u.a. Martin Buber und der jetzige Innenminister Israels Burg aus?
(L.B.): Bestand noch nicht zu meiner Zeit
 (K.L.): ist mir nicht bekannt