Bilderbuch Ruppichteroth

Erlebnisse zum Kriegsende

Unter dieser Überschrift sollen weitere Erinnerungen von Zeitzeugen oder Zweitzeugen („mein Vater/meine Mutter, mein Opa/meine Oma haben mir erzählt...") dokumentiert werden. Die Geschichten können kurz oder länger sein, ganz wie Sie wünschen.
Melden Sie sich unter Tel. 02295-6315 oder info@remove-this.contours.de, wenn Sie etwas mitteilen möchten.

Die Amis schellen an der Haustüre (April 1945)

Meine Großeltern Luise und Karl Thisson, sowie meine Mutter Gertrud Willach und ihr Sohn Joachim, saßen im Heizungskeller, der in der Kriegszeit als Luftschutzraum diente, als es an der Haustür unseres damaligen Hauses (heute Brölstraße 34) schellte.
Weil meine Mutter nicht schnell genug an der Haustüre war, versuchten die Soldaten, die Haustüre mit ihren Gewehrkolben einzuschlagen. Da diese Türe aber sehr stabil war und sogar heute noch existiert, mussten sie dann doch warten, bis ihnen die Türe geöffnet wurde. Bei der Durchsuchung des Hauses fanden sie meine Großmutter und meinen Großvater im Heizungskeller. Mein Großvater saß nach einem Schlaganfall im Rollstuhl. Als die amerikanischen Soldaten das sahen, haben sie Hals über Kopf das Haus verlassen.
Das Haus gegenüber von uns war die Arztpraxis von Dr. Boquoi. Und eine Arztpraxis wollten die Amerikaner nicht betreten.
Deshalb sind sie dann wieder zurückgekommen, haben das benachbarte Haus des Schneidermeisters Löbach durchsucht und haben sich dann dort einquartiert.

Mitgeteilt von Lothar Willach.
Vielen Dank.

Die Odyssey meines Vaters Werner Willach von Italien nach Ruppichteroth (Mai 1945)

Mein Vater war in Italien in Campo-Formido in der Nähe von Udine in der Region Friaul auf einem Flugplatz als Wachsoldat tätig.
Als die Amerikaner über Sizilien nach Italien einmarschiert waren, wurde die Einheit meines Vaters in den Ort Hermagor (Österreich) verlegt. Mein Vater hatte am 06. Mai Geburtstag und dieser wurde bei der Familie, in deren Haus sie einquartiert waren und die eine Schreinerei hatten, gefeiert.
Am nächsten Morgen wurden die Mitglieder der Einheit, die dort waren, von der amerikanischen Armee verhaftet und in ein Lager nach Karlsruhe verbracht. Dort war dann der übliche Lagerbetrieb, bis von der Lagerleitung gefragt wurde, wer Englisch spräche. Mein Vater hat sich dann gemeldet und ca. 3 Wochen in der Schreibstube verbracht.
Von dort hat er sich dann Papiere ausgestellt und sich selbst entlassen. In Karlsruhe fand er jemand, der ihn mit einem Holzkocher-Fahrzeug zunächst bis nach Mannheim mitgenommen hat. Von dort bis nach Langen in Hessen, in der Nähe von Darmstadt ging es zu Fuß weiter bis nach Niedernhausen in der Nähe von Wiesbaden. Hier bekam er die Möglichkeit mit jemand bis nach Limburg mit zu fahren. Da hier die Autobahnbrücke über die Lahn zerstört war, musste er durch die Stadt und dann weiter auf der Autobahn bis nach Montabaur gehen. Die Nächte in den jeweiligen Strecken hat er auf Bauernhöfen und bei Privatleuten, in Scheunen, manchmal auch in Zimmern, allerdings auch einige Nächte im Straßengraben verbracht.
In Ransbach-Baumbach konnte er mit jemand weiterfahren, der von Koblenz kam und nach Leuscheid wollte. Als das Gespräch auf Ruppichteroth kam, meinte der Fahrer, er hätte gehört, dass es dort sehr viel Bombardierung gegeben hätte, aber Einzelheiten wusste er nicht.
Er verließ allerdings die Autobahn bereits in Dierdorf, weil er noch erst nach Hachenburg wollte. Da mein Vater nicht wusste, wie es um die Sieg-Brücken bestellt war, ist er noch weiter bis Hennef gegangen. An der Siegbrücke in Allner, die auch zerstört war, konnte er mit einem Boot übersetzen und traf auf der anderen Seite auf Phillip Schwerm, der hier mit Pferd und Wagen Sachen aus Ruppichteroth an die Fähre gebracht hatte.  Er nahm meinen Vater mit nach Ruppichteroth. Er konnte ihm auch erzählen, dass es der Familie gut ging und dass nur eine Wand unseres Hauses durch einen Bombenabwurf der Engländer zerstört wäre.

Mitgeteilt von Lothar Willach.
Vielen Dank.