Von Herbert Hohn, in: 100 Jahre Turnverein Ruppichteroth, 1888 - 1988:
„Unser Spielmannszug, oder Tambour Corps, wie man offiziell eine solche Musikabteilung nennt, wurde 1952 ins Leben gerufen. Schon die Schreibweise 'Tambour' läßt erkennen, daß dieses Wort aus dem französischen Sprachgut übernommen worden ist. Das Wort Tamburin (franz, 'tambourin) taucht im 17. Jahrhundert auf und ist als Verkleinerungsform von Tambour zu verstehen, und das heißt soviel wie kleine, flache Handtrommel, die meist noch mit Klingenplättchen behangen ist.
Große Bedeutung erlangte der Tambour-Spieler im straff organisierten Militärwesen, wo er beim Marsch der Truppen oft den Marschtakt schlug. Den Tambourspielern geht der sogenannte Tambour-Major mit seinem schnurbehangenen Taktstab voran. Er gibt auch die Zeichen für Einsatz und Ende eines Stückes.
Erst später kamen zu diesen Tambouren noch Flötenspieler hinzu. Jetzt konnte man neben dem reinen Taktschlagen auch mit Melodiestücken aufspielen. Sehr reizvoll klingt auch die Kombination Tambourmusik mit einem Fanfaren- oder Blasorchester.
Die Aufnahme einer solchen Abteilung in unseren Verein wurde schon 1951 von dem gerade als 1. Vorsitzenden gewählten Martin Steglich angeregt. Zur offiziellen Gründung kam es dann ein Jahr später, nachdem Emil Nördershäuser und Reinhold Altwicker erste Erfahrungen auf einem sogenannten Erkundungslehrgang in Krefeld gewonnen hatten. Durch unermüdliches Üben konnte unsere Gruppe schon bald an öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen, zum ersten Mal bei einem Festzug in Hermerath. 1953 hielt der Landesspielmannszug auf Einladung unseres Vereins hin im Saale Schmidt (Halang) einen Lehrgang ab. Die Folge war ein erneuter Zulauf in diese beliebte Abteilung.
In den Folgejahren haben unsere Spielleute, die anfangs von Kurt Meyer und später dann von Horst Funke dirigiert wurden, an fast allen größeren Veranstaltungen auf Kreis-, Landes- und auch Bundesebene mitgewirkt. 1962 nahmen Tambouren unseres Vereins am Treffen des Landesspielmannszuges in Bad Honnef teil und unvergessen bleibt allen damals Beteiligten das anschließende Ständchen beim damaligen Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer."
Daher schreibt Herbert Hohn am Ende seines Artikels:
"Leider hat auch diese Abteilung, genau 20 Jahre nach ihrer Gründung, 1972 aufgehört zu existieren. Als Grund muß auch hier wieder der fehlende Nachwuchs genannt werden. Noch Ende der 60er Jahre waren zur Belebung der Abteilung 3 Fanfaren gestiftet worden."
1975 dann noch ein weiterer Versuch der Wiederbelebung: mit Unterstützung von 2 Musikern des Bröltaler Musikvereins (Burghard Eilmes und Helmut Becker) ließ man das Tambourkorps unter dem Dirigat von Horst Funke noch einmal aufleben. Es blieb jedoch der bis heute letzte Auftritt.
Bilder: Archiv Alois Müller/bilderbuch-ruppichteroth.de, Marita Funke, Karl-Heinz-Löbach