Auf diesem Foto (klicken Sie es an, um es größer zu sehen), das wir im Artikel „Ältestes Foto des Ortes Ruppichteroth" auf 1861/62 datiert haben, sehen wir an der Brölstraße
- im linken Bereich das Hotel zur Krone
- im rechten Bereich ein Fachwerkhaus
Dies sind die beiden ältesten Häuser an der 1862 fertiggestellten Brölstraße.
Das Fachwerkhaus auf dem Foto von 1861/62 unten rechts an der Brölstraße ist das ehemalige Haus der Familie Josef Knuth. Es stand hier bis in die 1970er Jahre, als die Familie Karl Knuth hinter diesem Fachwerkhaus ein neues Haus errichtete und anschließend das alte Haus abriss. Der große Rasenbereich vor dem heutigen Haus zeugt noch heute von der damaligen Lage des Fachwerkhauses.
In dem alten Fachwerkhaus (im Raum links neben der Eingangstüre) unterrichtete Musiklehrer Erich Schreiber (Schwiegersohn von Josef Knuth) von 1950 - 1963 seine Musikschüler, bevor er den Unterricht in das renovierte Haus in der Pfarrgasse verlegte.
Eine präzise Datierung des Baujahres ist leider nicht möglich. Das Foto von 1861/62 lässt nur den Schluß zu, dass sowohl das Hotel zur Krone als auch das Haus Knuth 1861/62 bestanden. Da die Brölstraße erst 1862 fertiggestellt wurde, ist anzunehmen, dass auch die beiden Häuser zu dieser Zeit entstanden. Welches der beiden Häuser zuerst gebaut wurde, lässt sich derzeit nicht sagen. Zumindest war das Haus Knuth das erste Privathaus an der Brölstraße.
Die Karte von 1829, deren Original sich im Historischen Archiv der Gemeinde Ruppichteroth befindet, zeigt, dass es zur Zeit dieser Bestandaufnahme weder Brölstraße noch Wohn- oder Geschäftshäuser im Bereich der heutigen Brölstraße gab. Die Hauptstraße des Ortes verlief von Harth kommend über den Bereich der heutigen Burgstraße nach Oeleroth.Man erkennt jedoch 2 Gebäude (eins ist mit "Mühle" gekennzeichnet) direkt am Brölbach. Hierauf werden wir in einem separaten Artikel in Kürze eingehen.
Quelle:
Dass wir zusätzlich zu den Informationen oben noch weitere Informationen über die Geschichte des Hauses Knuth haben, verdanken wir Else Knuth, die bilderbuch-ruppichteroth.de einen Einblick in den Ordner zum Haus erlaubte. Vielen Dank hierfür.
Wir erfahren hier, dass Josef Knuth nicht der erste Besitzer oder gar der Erbauer des Hauses war. In einer Urkunde vom 7. April 1933, erstellt von „Eugen Höffken, Preussischer Notar im Oberlandesgerichtsbezirk Köln mit dem dem Amtssitze in Bensberg" lesen wir, dass Josef Knuth das Haus und das dazugehörige Grundstück von Frieda Herzfeld erworben hat, die nach Bensberg-Frankenforst verzogen war.
Wer war Frieda Herzfeld?
Frieda Herzfeld war eine von 2 Schwestern des Ruppichterother Arztes Dr. Moritz Herzfeld, der sich 1887 in Ruppichteroth niederließ und im heutigen Haus Harth (damals ehemaliges Verwaltungsgebäude der „Phönix Actiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb zu Laar bei Duisburg-Ruhrort") bis 1928 eine Arztpraxis, eine Apotheke und ein Sanatorium betrieb.
Als Dr. Herzfeld 1887 nach Ruppichteroth kam, war er noch nicht verheiratet. Seine aus Rosbach/Sieg stammende spätere Frau Berta lernte er erst hier kennen. Es ist daher anzunehmen, dass ihn seine Schwester Frieda nach Ruppichteroth begleitete. Frieda und Moritz Herzfeld waren Kinder der jüdischen Eheleute Abraham Herzfeld und Katharina Lenzberg. Schon vor ihrer Niederlassung in Ruppichteroth konvertierten sie zum protestantischen Glauben. Einem Schreiben der „Evangelischen Gemeinde zu Ruppichteroth" entnehmen wir, dass „Fräulein Frieda Herzfeld aktiv an der evangelischen Gemeindearbeit teilnahm, indem sie zusammen mit der Tochter des damaligen Pfarrers den Kindergottesdienst leitete." (gez. Rehmann, Pfarrer, 08.03.1952).
Bau des Hauses ca. 1861 - Zuzug der Familie Herzfeld nach Ruppichteroth 1887
Aus diesen Daten lässt sich ableiten, dass die spätere Besitzerin Frieda Herzfeld wohl nicht die Erbauerin des Hauses war,sondern dass sie es offensichtlich von einem früheren Besitzer erworben hat. Sollten wir herausfinden, wer dies war, werden wir es hier nachtragen.
Warum hat Frieda Herzfeld das Haus verkauft und wieso konnte Josef Knuth das Haus erwerben?
Als Dr. Moritz Herzfeld 1928 Ruppichteroth verließ und mit seiner Ehefrau erst nach Köln-Sülz, dann nach Bensberg zog, verließ auch Frieda Herzfeld Ruppichteroth und zog nach Bensberg (verstorben in Köln-Müngersdorf am 12.03.1943).
Josef Knuth war während des Betriebs des Sanatoriums einer der fest angestellten Mitarbeiter von Dr. Herzfeld gewesen: er war sein Chauffeur. Natürlich hatte er frühzeitig von den geplanten Veränderungen gehört und sich offensichtlich um den Kauf des freiwerdenden Hauses an der Brölstraße bemüht. In einem späteren Schreiben (v. 12.02.1952) schreibt Berta Herzfeld: ...„Ich möchte abschliessend nicht verfehlen, darauf hinzuweisen, dass Herr Knuth bis auf den heutigen Tag ein Freund unserer Familie ist."
Das gute Verhältnis von Josef Knuth zur Fam. Herzfeld zeigt sich auch in einem Dankesschreiben (vom 14.12.1929) für die Hilfen beim Umzug nach Köln an Josef Knuth und Frau:
„Wieder schuft Ihr neue Freuden
uns den alten Doktorsleuten.
Denn der Umzug der Kakteen,
das kann ja ein Blinder sehen,
war doch keine Kleinigkeit,
forderte viel Müh' und Zeit.
Darum senden wir Euch gern,
herzlichst diesen Dankesgruß von fern.
Fröhliche Weihnachten - Glückliches Neues Jahr
Dr. Herzfeld und Frau"
(Quelle: 1888 - 2013 125 Jahre Bürgerverein Ruppichteroth & Turnverein 1888 Ruppichteroth)