Bilderbuch Ruppichteroth

Geschichten aus dem Bröltal:

„Dat os ming, dat kreien ich ...." oder „Der futterneidische Lord von Herrenbröl"

Eine Geschichte aus Herrenbröl, aufgeschrieben von Johannes Klüser (Holpe/Köln):

Meine Großtante Elisabeth Kraus geb. Ottersbach, genannt Tante Lisbeth, wohnte im mittlerweile abgerissenen Haus an der Burgruine. Wenn man auf das Haus vom Hof aus draufschaute, war links ihre Küche, links neben dem Haus stand die Hundehütte für Lord, den Hund…. Schon der Name: wie hätte ein Hund anders heißen können als „Lord“, war er doch quasi der Herr über die Burg Herrenbröl…. .
Jedenfalls war der Lord von Tante Lisbeth verwöhnt worden, er war auch im höchsten Maße futterneidisch und außerdem, wie Tante Lisbeth immer so schön sagte, war er „schluchig“ (feinschmeckerisch).
Tante Lisbeth kochte ihm Milchbrei, und den fraß er nur, wenn er auch gesehen hatte, dass sie Zucker darauf gestreut hatte. Wenn sie ihm sein Fressen bringen wollte, schickte sie ihn zuerst in seine Hütte mit den Worten: „Jank up dingen Ort, Lord“ und wenn er dann nicht auf sie hörte, sagte sie mit erhobener Stimme auf Quasihochdeutsch: „Geh auf deinen Ocht, Locht“. Dann stellte Tante Lisbeth den Milchbrei vor die Hundehütte, aber Lord wollte ihn nicht so richtig fressen (wahrscheinlich hätte er, wie jeder normale Hund ein ordentliches Stück Fleisch jedem Milchbrei vorgezogen).
In diesem Fall hängte sich Tante Lisbeth aus ihrem Küchenfenster, sah den Lord mit ihren kleinen Augen genau an, zeigte mit ihrem Finger auf dem Milchbrei und rief: „Dat os ming, dat kreien ich!!“ („der gehört mir, den bekomme ich“!)
Und dann…raff, raff, raff, fraß der futterneidische Lord, eins, zwei, den gesamten Milchbrei auf.