Das Heiligenhäuschen an der Mucher Straße wurde 1668 errichtet und ist somit eines der ältesten Baudenkmäler in Ruppichteroth. Bei der jährlichen Christi-Himmelfahrtsprozession wird hier seit Jahrhunderten der Segen erteilt.
Anneliese Neuber organisierte im Jahr 2020 eine Renovierungsaktion des gesamten Außen- und Innenbereichs, die durch Spenden - vor allem aus der Nachbarschaft - ermöglicht wurde.
Sehr geehrter Herr Pfarrer Heinzen, liebe Nachbarn, Gäste und Sponsoren, vor allem liebe Handwerker,
Sie alle darf ich hier heute Morgen zur Einsegnung des renovierten „Heiligenhäuschens“ herzlich begrüßen.
Zu Beginn und zur Einstimmung unserer kleinen Feier spielt zunächst Herr Ulli Kramer, Dirigent und Leiter des Bröltaler Musikvereins, SOLO eine Strophe des Marienliedes „Maria breit den Mantel aus“:Dann singen wir zusammen mit ihm zwei Strophen.Am Schluss der Feier spielt Ulli eine Strophe des Marienliedes „Segne Du Maria“, von dem wir dann wieder gemeinsam zwei Strophen singen.
Herrn Pfarrer Heinzen bitte ich um einige Minuten Geduld. Denn vor der Einsegnungsfeier möchte ich gern ein paar Worte sagen, nicht zur Geschichte der Kapelle, aber zur Baumaßnahme, an der die meisten von Ihnen in irgendeiner Weise beteiligt sind.
Wie kam es, dass ich hier und heute stehe und Ihnen von der Renovierung „unseres Heilgenhäuschens“ berichte? Durch Zufall erfuhr ich Anfang des vergangenen Jahres 2020, dass die Kirchengemeinde Sankt Severin diese Kapelle renovieren wollte, die das letzte Mal vor 50 Jahren überholt worden war. Seitens der Kirche hatte man die nächsten Nachbarn zusammengerufen, um mit ihnen vielleicht den Aushub für die notwendige Abdichtung des Fundaments und die Verrieselung durchzuführen. Doch dies verlief leider im Sande. Es war auch eine größere Spende in Aussicht gestellt worden, wenn mit der Arbeit begonnen würde. Doch es schien nicht so richtig zu klappen.
Da ich in der Mucher Straße aufgewachsen bin und mir das „Heiligenhäuschen“ immer am Herzen lag, bin ich ins Pfarrbüro gegangen, um nähere Einzelheiten zu erfahren. Dort wurde mir eröffnet, dass schon seit rund einem Jahr ein Kostenvoranschlag für den Außenanstrich vorlag von Maler Klaus-Oliver Liang aus Schönenberg. Er ist, das kann ich heute sagen, ein „Allround-Handwerker“, was sich schon bald als sehr nützlich erweisen sollte. Vom Pfarrbüro wurde mir sein Kostenvoranschlag ausgehändigt und der Auftrag erteilt, mich um die Renovierung zu kümmern. Der Kostenvoranschlag beinhaltete zunächst nur den Außenanstrich. Aber es musste auch die Feuchtigkeit im Häuschen beseitigt werden. So habe ich die Firma Dietmar Jung angesprochen, die sich um den Aushub um das Fundament für die notwendige Abdichtung kümmerte. Dies ging nur mit Hilfe eines kleinen Baggers. Doch um die Wurzeln der Bäume zu schützen, mussten Dietmar Jung und Sohn Marco noch viel Handarbeit mit der „Schöppe“ leisten, was sie übrigens ehrenamtlich leisteten. Beim Baggern kamen die unverputzte Wand und Steine zum Vorschein. Für mich war faszinierend, dass das Häuschen seit über 350 Jahren ohne Absenkung so fest hier stand.
Nach dem Aushub konnte Herr Liang mit der Abdichtung beginnen. Dazu musste das Fundament zunächst verputzt und abgedichtet werden. Anschließend besorgte Dietmar Jung Rollkies für die Verrieselung. Erst nach dieser grundlegenden Erstversorgung konnte mit den eigentlichen Malerarbeiten begonnen werden. Beim Abschleifen der alten Farbe kam überraschend an der rechten unteren Seite die Jahreszahl 1668 zum Vorschein. Das heißt: Nur 20 Jahre nach dem Ende des 30-jährigen Krieges wurde die Kapelle von der Dorfbevölkerung gebaut und nach über 350 Jahren steht sie immer noch hier zu Ehren der schmerzhaften Mutter. Beim Streichen der Bretter des Dachüberstandes und des Giebels tauchte ein großes Problem auf: Der untere Balken des Fachwerkgiebels wies mehrere Löcher auf, und die anderen Balken hatten Risse.
Der Nachbar Wolfgang Steimel stiftete einen Eichenbalken, der von der Firma Bickenbach zurecht geschnitten wurde. Für die Sanierung des Fachwerks wurde aber ein absoluter Fachmann benötigt, den wir zum Glück in unserem Dorf in der Schreinerei Bestgen/Reinl fanden. Herr Reinl ist Spezialist für Restaurierungen historischer und denkmalgeschützter Bauten. Auf meine Bitte hin begutachtete er den Giebel und übernahm auch die Arbeiten: Der beschädigte Balken konnte auf keinen Fall ersetzt werden, sondern musste mit Spezialmasse ausgefüllt werden. Für die Sanierung der anderen Balken wurden die Eichenbretter genutzt.
Dann gab es einen Baustopp: Man hatte herausgefunden, dass die Kapelle auf der Liste für denkmalwürdige Bauten stand. Sie hatte aber noch keinen Denkmalstatus.Herr Ottersbach, der in der Gemeindeverwaltung für den Denkmalschutz zuständig ist, begutachtete die Sache und gab die Genehmigung zur Fortsetzung der Sanierung. Dabei mussten die Firma Bestgen/Reinl und Herr Liang genau nach Angaben für die zu verwendenden Materialien arbeiten. Die Sanierung des Giebels war eine sehr aufwendige Sache, aber sie gelang.
Dann kam ein neues großes Problem: Das Geld reichte nur für die geplante Außensanierung. Doch durch die Feuchtigkeit benötigte die Kapelle auch innen einen neuen Anstrich. Ebenso mussten die Tür sowie das kleine Seitenfenster grundrenoviert werden. Es kam mir die Idee, neben der größeren Einzelspende für unser Heiligenhäuschen weiter zu „kötten“, d.h. weiter Spenden zu sammeln: Für den Innenanstrich konnte ich die VR-Bank Rhein-Sieg gewinnen und für die Renovierung der Tür Josef Bestgen, der mir sagte, als ich ihn darauf ansprach: „Die Düür hann ich doch für fuffzig Johr selver geschringert.“ Josef Bestgen, der übrigens im Dezember 90 Jahre alt wird, ist der einzige Überlebende der Truppe aus Nachbarn, die vor 50 Jahren die Renovierungs-arbeiten durchgeführt haben. Nach so viel Hilfs- und Spendenbereitschaft fiel mir ein Stein vom Herzen. Aber was Halbes sollte es ja nicht sein. Da mir immer noch Geld fehlte, bin ich zur Nachbarschaft „kötten“ gegangen. Es kamen tatsächlich zusammen gerechnet rund 5.000,-- Euro an Geldspenden zusammen, so dass durch die Geld-, Arbeits- und Sachspenden alles finanziert werden konnte.
Es fehlte noch die Sanierung der Außenanlagen: Die Bänke vor der Kapelle mussten überholt werden. Dies übernahm der Bürgerverein Ruppichteroth. Die Pflege des Rasens macht die Firma Dietmar Jung, die Platten unter den Bänken verlegte neu unser Nachbar Herr Khano, und Herr Liang spendete und verlegte eine große Schieferplatte am Eingang, da dort mehrere Platten beschädigt waren. Dann beunruhigte mich noch, dass der grobe Splitt, der am Aufgang neu aufgebracht worden war, leider am Fuß des Aufgangs zur Straße hin abrutschte. Hier hatte unser Nachbar Herr Khano die Idee, dort eine Betonkannte einzubauen. Problem gelöst! Nach Abschluss aller Arbeiten, hat Wolfgang Steimel rechts vom Eingang noch die Denkmalplakette angebracht sowie eine Informationstafel, die er selbst erstellt hat.
Meine Damen und Herren, lieber Herr Pfarrer Heinzen, liebe Handwerker, liebe Nachbarn und Gäste, mir bleibt nur zu danken:
Danken möchte ich allen, die dazu beigetragen haben, dass unser „Heiligenhäuschen“ nach erfolgter Sanierung in neuem Glanz erstrahlt und hoffentlich auch die nächsten 50 Jahre nicht nur ein Schmuckstück im Oberdorf von Ruppichteroth ist, sondern z.B. auch bald wieder für unsere Fronleichnamsprozessionen geschmückt und geöffnet ist. Jeden Abend erstrahlen inzwischen Kerzen, die zu Ehren der schmerzhaften Mutter Gottes leuchten, der diese Kapelle gewidmet ist. Die Bänke laden ein zur Rast, vielleicht auch einmal für ein stilles Gebet.
Ich danke Ihnen, ich danke Euch für Eure Aufmerksamkeit.
Wir beginnen jetzt mit der Einsegnungsfeier.
Dieser Text wurde bilderbuch-ruppichteroth.de durch Anneliese Neuber zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Vielen Dank.