Tatsächlich gab es vor ca. 100 Jahren eine „Realschule in Ruppichteroth" (s. Zeugniskopf). Sie befand sich von 1920 - 1929 in einem - heute noch bestehenden - Haus des Ruppichterother Industriellen Dr. Johannes Zilles in der Ruppichterother Wilhelmstraße (gegenüber dem Haus Altwicker). Es war eine Schule mit angeschlossenenem Internat. Wie aus der 1961 erstellten HUWIL-Dokumentation „HUWIL - Werden und Wachsen eines Industrieunternehmens" wurde die Schule und parallel dazu ein „Verein für internationalen Schüleraustausch" von Hugo Willach, dem Gründer der späteren HUWIL-Werke ins Leben gerufen, um seine beiden Söhnen Otto und Walter ebenso wie andere Ruppichterothern „deren Feld einst die Welt sein würde" darauf vorzubereiten, dass sie sich in den wichtigsten Fremdsprachen genau so heimisch fühlen sollten wie in ihrer eigenen Muttersprache. So führte er, der überlegen fünf lebende Fremdsprachen meisterte, den entsprechenden Unterricht selber durch".
Schulleiter war ein Herr Bodewig (s. Zeugnisunterschrift unten). Nach mündlichen Überlieferungen, die aber derzeit nicht weiter überprüft werden können und die wir deshalb hier nicht weitergeben möchten, verschwand der Schulleiter 1929 ganz plötzlich, da er gehört hatte, dass er von der Polizei gesucht wurde. Er ward nie wieder in Ruppichteroth gesehen. Dies war dann auch das Ende der „Realschule in Ruppichteroth". Das Haus war danach bis heute ein Wohnhaus.
In den Publikationen von Karl Schröder wird diese Schule mit dem Namen „Lebensschule Ruppichteroth" bezeichnet.
Unten finden Sie das Zeugnis der „Realschule in Ruppichteroth mit wahlfreiem Unterricht in den alten Sprachen" des offensichtlich sehr guten Schülers Friedr. Wilhelm Schmidt. Interessant am Zeugnis vom 23.3.1921 (Klasse Obertertia, heutige Klasse 9) sind sicherlich die damaligen Notenbezeichnungen, vor allem die der sogenannten Kopfnoten (von lobenswert bis tadelnswert) sowie die dort aufgeführten Kriterien (u.a. Selbstzucht). Bei den unterrichteten Fächern („Unterrichtsgegenstände") ist besonders der Unterricht in 4 (!) Fremdsprachen bemerkenswert, wobei Englisch und Französisch mündlich und schriftlich unterrichtet und überprüft wurden. Körperliche Übungen - wozu Turnen, Spiel, Hausarbeit und Gartenarbeit gezählt wurden - waren zumindest in Klasse 9 kein Unterrichtsfach.