Bilderbuch Ruppichteroth

Kriegsende in Ruppichteroth 1945 - Augenzeugenbericht von Günter Schmitz (Schönenberg)

Günter Schmitz (Sohn des damaligen Gastwirtes Josef Schmitz) erlebte die 1940er Jahre als Gastwirtsohn im Kindesalter oft auch in den Räumlichkeiten der Gaststätte. Er kann heute noch von vielen Ereignisses berichten, die man so wahrscheinlich nur als Gastwirtsohn erlebt und erfährt. Günter Schmitz ist seit Beginn von bilderbuch-ruppichteroth.de und auch darüber hinaus ein wichtiger und geschätzter Informant zu „Schönenberger Geschichten" (wie z. B. der Entstehung der Historischen Christophorusfahrt, wo er am Streckenbau für die damalige Motorradstrecke mitgewirkt hat,  oder der Bröltalbahn, deren Betrieb und Ende 1954 er noch aus persönlicher Erinnerung kennt).

Weitere Informationen zu den Kriegsende-Erinnerungen von Günter Schmitz werden folgen. Ein geplantes Interview einer Pressestelle musste vor wenigen Tagen wegen der Corona-Krise verschoben werden. Sobald das Interview erscheint, werden wir hier davon berichten.

„Wir mussten 6 Mal aus der Gaststätte und unserer Wohnung ausziehen"

"In den letzten Wochen des 2. Weltkriegs war die Gaststätte mit all ihren Räumlichkeiten immer wieder Ziel der vorrückenden alliierten Soldaten, zuerst der Amerikaner und dann der Belgier. Unsere Familie musste in diesen Zeiten insgesamt 6 Mal aus der Gaststätte ausziehen, manchmal für einige Tage, manchmal auch für mehrere Wochen. Unesre Familie wurde dann untergebracht in dem alten Pastorat, der früheren Gaststätte Hambüchen in Rose, bei den Schwiegereltern in Reinshagen (Gemeinde Much), beim Schönenberger Schneider Wirges (hier wohnten wir zeitweise zusammen mit dem Lebensmittelgroßhändler Wilhelm Lutter, der seine Wohnung zeitgleich räumen musste), im Haus von Erich Müller und schließlich einige Wochen im Rathaus.

Die Amerikaner nutzten den Saal der Gastwirtschaft auch als Lazarett für an Diphterie und Scharlach erkrankte Personen.

Jedes Mal nach Rückkehr erlebte die Familie Schmitz dieselbe Situation: alle Getränke sowie die Speisevorräte waren komplett aufgebraucht, oft waren auch Einrichtungsgegenstände verschwunden oder zerstört.

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In den Nachkriegsjahren sorgte mein Vater Josef Schmitz auch für den Transport der Schulspeisungen in die Schulen nach Schönenberg, Winterscheid, Fußhollen, Büchel, Bölkum, Hambuchen, Katholische und Evangelische Volksschule Ruppichteroth."

aus: Bilderbuch Ruppichteroth Band 2, S. 79, 2018