Bilderbuch Ruppichteroth

Ein Platz mit vielen Namen

Ehrenmal - Kriegerehrenmal - Kriegerdenkmal – Ehrenmal - Mahnmal - Kriegergedächtnisstätte – Denkmal - Gedächtnisstätte

Am Ehrenmal an der Brölstraße in Ruppichteroth gedenkt die Ruppichterother Bevölkerung ihrer durch Krieg und Ermordung verstorbenen Mitbürger. (Foto: Ludwig Neuber, 2012. Vielen Dank).

Warum so viele Namen ? Welcher ist der richtige?

Um es gleich vorab zu sagen: den richtigen, den offiziellen,  d.h. durch Gemeinderatsbeschluss (wie bei Straßen üblich) festgelegten Namen gibt es wohl nicht. Als Ruppichterother kann man sich mit irgendeinem der oben angeführten 8 Namen an dem Grundstück östlich des ALDI-Marktes verabreden und (fast) jeder Ruppichterother weiß, welche Stelle gemeint ist.

bilderbuch-ruppichteroth.de hat sich mit der Entstehungsgeschichte und dem geschichtlichen Hintergrund dieses Platzes beschäftigt.

Es ist leicht festzustellen, dass die verschiedenen Namen zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sind und zum Teil im Laufe von Jahrzehnten verschwunden sind  oder aber sich „eingebürgert“  haben und  von  unterschiedlichen Personen, Vereinen oder Institutionen mehr oder weniger bewusst, teilweise sicher auch unbewusst  verwendet wurden, manchmal sogar offensichtlich als Synonyme unter verschiedenen Namen im gleichen Schriftstück.

Welche Bezeichnung/en findet man denn auf den heute gebräuchlichen Karten?
Beginnen wir mit den heute (2021) wohl am häufigsten genutzten kartographischen Informationsquellen: Google Maps und Google Earth. Hier finden wir erstaunlicherweise an der oben beschriebenen Stelle gar keinen namentlichen Hinweis auf diesen Platz. Die Macher von Google Maps und Google Earth haben wohl festgestellt/entschieden: einen Platz, der keinen eindeutigen oder gar offiziellen Namen hat, kann man auch nicht als solchen auf einer Karte eintragen.

Wir finden jedoch östlich von dieser Stelle den Straßennamen für 3 Häuser:  Am Denkmal. Man sollte annehmen, dass der besagte Platz als Denkmal gemeint ist. Diese Straße wurde in den 1960er Jahren angelegt.

2 Faltkarten der Gemeinde Ruppichteroth:
Im KVplan Ruppichteroth (ca. 1990er Jahre, genaues Jahr nicht ersichtlich) ist an der Stelle des Platzes lediglich ein Symbol, aber kein Name eingetragen.
Dies gilt ebenso für den Kommunalen Infoplan  der Gemeinde Ruppichteroth (2004).

Der Platz hat/te jedoch eine Reihe von Namen, hier einige Beispiele für die Verwendung der verschiedenen Namen:

Denkmal:
Die RSVG benennt die dort gelegene Bushaltestelle noch heute „Ruppichteroth Denkmal“. Diese Bushaltestelle wurde als 2. Ruppichterother Bushaltestelle (nach Ruppichteroth Bahnhof) in den 1960er Jahren eingerichtet und hieß damals „Ruppichteroth Ost“.

Kriegerehrenmal:
Dieser Begriff wurde erstmals für diesen Platz in der Einladung für die Neugründung des Kameradschaftlichen Vereins in der Tagesordnung für den 30.3.1957 (Punkt 5) benutzt:
„Beratung über die kommenden Aufgaben des kameradschaftlichen Vereins insbesondere auch über die Erstellung eines Kriegerehrenmals“.

Ehrenmal
 Im Schreiben vom 12. Mai 1957 beschließt der Kameradschaftliche Verein, einen Antrag auf „Erstellung eines Ehrenmals“ an die Gemeindevertretung Ruppichteroth zu richten.
Der Name Ehrenmal wird auch heute noch bei der Einladung zu der jährlichen Gedenkfeier im November benutzt.

Kriegergedächtnisstätte
Laut Protokoll vom 24.8.1957 beschließt der Verein, „daß die Initiative zum Bau der „Kriegergedächtnisstätte … von diesem ergriffen wird.“
Im Protokoll vom 25.9.1957 werden in ein und demselben Schreiben die Begriffe „Kriegergedächtnisstätte“ als auch  „Ehrenmal“ verwendet.

Gedächtnisstätte
Der Oberkreisdirektor des Siegkreises spricht in seinem Schreiben vom 28.4.1958, in welchem er eine Haussammlung in Ruppichteroth für das Projekt des Kameradschaftlichen Vereines genehmigt, erstmals von der „Gedächtnisstätte".

Kriegerdenkmal
In einem Schreiben der Gemeinde Ruppichteroth zur „Unterhaltung und Pflege des Ehrenmals“ wird mehrfach sowohl der Name „Ehrenmal" als auch „Kriegerdenkmal" benutzt.

Mahnmal
Diese Bezeichnung fand der Autor dieses Textes im Archiv der Gemeinde in einem offiziellen Schreiben der Gemeindeverwaltung von 2021. 

Die Verwendung der unterschiedlichen Namen zeigt den Wandel in der Wahrnehmung der Bedeutung dieses Platzes im Laufe der Jahrzehnte seit 1959.

DUDEN-Definitionen der verwendeten Begriffe:

Die folgenden DUDEN-Definitionen mögen eine Hilfe bei der vielleicht irgendwann einmal notwendigen Namensfindung für diesen Platz geben:
Ehrenmal:
zu Ehren bedeutender Persönlichkeiten oder der Gefallenen [eines Krieges] errichtetes größeres Denkmal

Mahnmal:
Denkmal, das etwas im Gedächtnis halten soll, von dem zu hoffen ist, dass es sich nicht wieder ereignet

Kriegerdenkmal:
Ehrenmal zum Gedenken an die Gefallenen eines Krieges

Denkmal:
zum Gedächtnis an eine Person oder ein Ereignis errichtete, größere plastische Darstellung; Monument

Kriegergedächtnisstätte:
kein Eintrag bei DUDEN

Gedenkstätte:  
zum Gedenken an jemanden, etwas eingerichtete, angelegte Stätte

Wenn man die DUDEN-Definitionen zugrunde legt, fallen einige bisher benutzte Definitionen sicherlich als unzutreffend weg, insbesondere nachdem Anfang der 2000er Jahre  eine Tafel mit den Namen der 23 jüdischen Opfer aus Ruppichteroth, die in den Konzentrationslagern von den Nazis umgebracht wurden, angebracht wurde.

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