Bilderbuch Ruppichteroth

Karl Stommel

geboren: 07.11.1901

gestorben: 04.03.1982

Beruf/Tätigkeiten: Küster, Landwirt, Geschichtenerzähler, Geschichtenerfinder

Wohnort: Ruppichteroth-Huppach

Leben und Wirken

Karl Stommel aus Ruppichteroth-Huppach war der Sohn des Landwirtes und Küsters Heinrich Stommel, der 36 Jahre lang - von 1916 bis zum 31.03.1947 - den Küsterdienst an der Evangelischen Kirche in Ruppichteroth versah.
Sohn Karl übernahm diesen Dienst am nächsten Tag, d. 01.04.1947, und versah ihn bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1979. In den letzten Jahren vor seinem Ruhestand wurde er dabei von der Familie Ludenia unterstützt. (Informationen: Gemeindebüro der ev. Kirche).
Der Dienst bestand damals aus dem eigentlichen Küsterdienst in und um die Kirche, dem mehrmals täglichen Läuten der Glocken sowie der Betreuung des Friedhofes einschließlich des Aushebens der Gräber (mit Hacke und Schaufel). Es war eine recht umfangreiche, oft auch sehr harte Arbeit. Nebenbei betrieb Karl Stommel auch noch seine kleine Landwirtschaft, während seine Frau Alice im Haus in der Huppach einen Friseursalon betrieb.

Der Glöckner von Ruppichteroth

Der Schreiber dieser Zeilen hat Karl Stommel noch persönlich erlebt: als meist gut gelaunten Zeitgenossen, der immer eine lustige Geschichte parat hatte. Für die Jungen des Unterdorfes hatte er noch eine besondere Bedeutung: als „Glöckner von Ruppichteroth“ war er zuständig für das 2-malige Läuten der Glocken: mittags um 12 und abends um 7 Uhr sowie zu kirchlichen Veranstaltungen (Gottesdienste, Hochzeiten, Beerdigungen usw.). Damals wurden die Glocken immer per Hand betätigt, eine nicht ganz einfache Arbeit, insbesondere, wenn mehrere Glocken gleichzeitig erklingen sollten. Selbst das schaffte Karl Stommel mit einer ihm eigenen Technik. Oft durften wir Jungen des Unterdorfes mit Karl Stommel den Glockenturm besteigen und die Glocken läuten. Das Beste hieran war dann der Schluss dieser Aktion: wir durften uns an die Glockenseile hängen und wurden immer wieder nach oben gezogen bis die Glocken schließlich verstummten.

Geschichtenerzähler und -erfinder

Wie damals üblich verbrachte Karl Stommel nach der harten Arbeit regelmäßig Zeit mit seinen Kumpanen in den zahlreichen Kneipen des Ortes, vor allem bei Gretchen Heismann.
Er war ein gern gesehener Gast, weil er gerne und viel zur Unterhaltung der anderen Gäste beitrug, egal ob die Geschichte vom „Bären im Bacherbusch“ nun stimmte oder nicht.

Ältere Ruppichterother erzählen noch heute von Karl Stommel. 5 Geschichten mögen hier an seinen einzigartigen Humor erinnern:

Karl Stommel und der Klingelbeutel

Als Küster oblag Karl Stommel auch das Einsammeln der Kollekte im Gottesdienst. In der evangelischen Kirche machte man das schon in frühen Jahren mit dem „Klingelbeutel an einem langen Holzstiel“, damit man auch den letzten in der Bank noch erreichen und zum Spenden animieren konnte.
Und wenn dann mal jemand in der Bank eingenickt war, machte sich Karl Stommel  einen Spaß daraus, den Eingeschlafenen anzustoßen und ihm den Klingelbeutel unter die Nase zuhalten, meist mit Erfolg, weil der Eingeschlafene  umgehend zahlte, um nicht noch mehr Aufsehen zu erregen.

Klingelbeutel und Tanzgroschen

Zum Verständnis der nächsten Geschichte ist eine kurze Vorabinformation nötig: in den 1950er Jahren kassierte der Wirt bei einer Tanzveranstaltung den sogenannten Tanzgroschen, den der Mann zu zahlen hatte. Dieser Tanzgroschen half dem Wirt, die Musikkapelle zu bezahlen.

Eines Sonntags ging Karl Stommel wieder mit dem Klingelbeutel durch die Kirche. Wieder war einer der Kirchenbesucher eingenickt. Karl Stommel musste ihn mehrmals anstoßen, um ihn wach zu bekommen. Der so unsanft Aufgeweckte wähnte sich wohl noch auf der Samstagabendveranstaltung und sagte spontan und laut: „Ich han doch janit jedanzt“ („Ich habe doch gar nicht getanzt.“).

Die größte Fleischwurst, bitte

Karl Stommel kam zum Metzgermeister Fritz Seuthe in den Laden in der Marktstraße und sagte :„Fritz, ich hätte gerne die größte Fleischwurst, die du hast.“
Fritz Seuthe zeigte ihm sein Angebot in der Auslage im Geschäft. Doch Karl Stommel fragte: „Hast du keine größere?“. Darauf Fritz Seuthe:„ Da muss ich mal im Kühlhaus nachgucken“.
Gesagt, getan. Fritz Seuthe ging ins Kühlhaus und kam mit einer größeren Fleischwurst zurück:„Das ist meine größte Fleischwurst“. Daraufhin holte Karl Stommel ein Papier aus seiner Hosentasche und überreichte es Fritz Seuthe: „Das ist mein Los von der Feuerwehr. Ich habe eine Fleischwurst von dir gewonnen.“

10 nackte Männer

Karl Stommel saß, wie so oft, bei Grete Heismann im Lokal. Da kam Pastor Rehmann rein und setzte sich zu Karl und den anderen an den Stammtisch. Sofort hatte Karl Stommel die Idee: „Ich muss Euch unbedingt einen Witz erzählen."
Pastor Rehmann winkte ab und sagte: „Ich kenne deine Witze, die sind meistens zotig." Karl antwortete: „Näh, dä hier ävver nit: Also, 10 nackte Männer....
Pastor Rehmann unterbrach ihn sofort: „Ich wusste es, also doch zotig." Karl: „Quatsch, ich sin ja noch nit am Eng: Also: 10 nackte Männer stehen vor 10 nackten Frauen.
Un jetz kütt et: wieviel Uhr is et?"
Pastor Rehmann zuckte mit den Schultern.
Karl Stommel: „Is doch klor: 10 vür 10. ....". Und lachte sich kaputt.

Kein Wasser im Ort Ruppichteroth

Die letzte Geschichte spielt im Ruppichteroth der 60er Jahre, zur Zeit des sog. „Wasserkrieges“. Hierbei ging es um die Frage, ob sich Ruppichteroth aus eigenen Brunnen mit Wasser versorgen durfte oder dem Wahnbachtalsperrenverband angeschlossen werden sollte.  Die lokalen Parteien bekämpften sich lange Zeit recht heftig, worüber sogar das WDR-Fernsehen, das damals noch keine Lokalzeit hatte, mehrfach berichtete.
An einem dieser Tage in den 60er Jahren brach mal wieder die Wasserversorgung im Ort Ruppichteroth zusammen. Aus den Wasserhähnen kam mal wieder kein Tropfen.
Pastor Rehmann, der zu dieser Zeit noch im Pastorat neben der Kirche wohnte, traf auf der Straße Helmut Klein zusammen mit seinem Küster Karl Stommel. Auf die Frage, warum es wieder kein Wasser gäbe, sagte Karl Stommel:„Der Hochbehälter wird von innen gekälkt“. Und Helmut Klein ergänzte: „Morjen küt et Wasser widder.“ 

Text: Wolfgang Eilmes
Bilder: Evangelische Kirchengemeinde, Herta Bisot-Stommel, Archiv Alois Müller, Erwin Heinrichs/Archiv bilderbuch-ruppichteroth.de

 

Text: Wolfgang Eilmes und andere
Fotos: Herta Bisot-Stommel, Evangelische Kirchengemeinde, Archiv Alois Müller